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Leben in der DDR – ein Zeitzeuge berichtet

Ein Bericht aus unserer Veranstaltungsreihe Freudenberger Gespräche

Am Donnerstag, dem 27. Juni 2024, war der DDR-Zeitzeuge Andreas Herzog zu Gast bei unserer Ver­anstaltungsreihe Freudenberger Gespräche. Er berichtete in einem Podiumsgespräch über seine Kindheit in der DDR und über die Planung seiner Flucht, die letztlich zu seiner Verhaftung und zur Ver­urteilung zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft wegen Fahnenflucht und Spionage geführt hat.

 

Zu Beginn erfolgte eine thematische Einführung in das 7. Freudenberger Gespräch, in der vor allem auf die Entstehung der DDR und die Ideologie, die sie verfolgte, eingegangen wurde. Für ein umfas­senderes Bild wurde auch eine Bewertungsbilanz zu verschiedenen Aspekten der DDR, wie z.B. die Beschäftigung, der Leistungssport oder die Kinderversorgung, vorangestellt. Anschließend wurde unser Gast auf die Bühne gebeten und von Lea Weber und Joel Bäumer, Schüler der Jahrgangsstufe 12, in einem Podiumsgespräch interviewt.

 

Der 1958 geborene Andreas Herzog berichtete von seiner erfüllten Kindheit in der DDR, seinem Schul­leben als junger Pionier und später als Mitglied in der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Er besuchte den außerschulischen Religionsunterricht, wurde konfirmiert, nahm aber auch an der Jugendweihe teil, was recht ungewöhnlich war. Mit der Aussage, er wäre „zweisprachig“ aufgewachsen, verdeutlichte er, dass zu Hause anders als in der Öffentlichkeit gesprochen wurde. Er erzählte von seinem geplan­ten Fluchtversuch, dem anschließenden Gefängnisaufenthalt und davon, wie er nach Verbüßung der Haftstrafe zunächst wieder in die DDR entlassen wurde. Durch fortlaufende Antragstellung auf Über­siedlung in die BRD wurde ihm diese mit Aberkennung der DDR-Staatsbürgerschaft im August 1984 gewährt.

 

Im Vergleich zu seinen früheren Erlebnissen wurde er auch mit aktuellen Themen, wie der Diskussion um die Wiedereinführung des Wehrdiensts und der heutigen Kriegssituation in der Ukraine, konfron­tiert. Herr Herzog beantwortete alle Fragen verständlich und vor allem ehrlich. Geprägt durch die DDR und seine eigenen Erfahrungen mit dem Wehrdienst hat Herr Herzog kein Verständnis für die aktuellen Kriege und den politischen Rechtsruck in der Europäischen Gemeinschaft. Zu seinem Wehrdienst als Zeitsoldat hatte er sich verpflichtet, um studieren zu können. Das wurde ihm jedoch verweigert, als er erklärte, im Anschluss nicht für die Stasi arbeiten zu wollen.

 

Auch das Publikum wurde in das Gespräch einbezogen, konnte Originalteile der Berliner Mauer, die für die Veranstaltung zur Verfügung gestellt wurden, berühren und selbst persönliche Fragen an Herrn Herzog stellen.

 

Herr Herzog gab als jemand, der selbst in der DDR gelebt hat, einen guten Einblick in das Leben und das System und sorgte mit interessanten Antworten für eine spannende und lehrreiche Veranstaltung.


Bei den Freudenberger Gesprächen handelt es sich um eine Veranstaltungsreihe, die mehrmals im Jahr Podiumsgespräche zu gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Themen anbietet. Dabei werden Gäste aus der Region und ggf. darüber hinaus eingeladen, um mit ihnen zu diskutieren. Die Freudenberger Gespräche wurden von Ferdi Heimel gegründet.



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